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[Review] Anthem

Nachdem erste Bilder bzw. Videos auf der E3 gezeigt wurden, haben Interessierte seit 2017 gewartet, um Anthem in die Finger zu bekommen. Entwickler BioWare und Publisher Electronic Arts haben sich vor Release mit ihrer problematischen Demo keine Freunde in der Community gemacht. Wie sich das Game seit Release gemacht hat und wie die Veröffentlichung gelaufen ist, erfahrt ihr in diesem Review.Anthem

Actionreiches Tutorial

Gleich zu Beginn wird der Spieler durch ein Tutorial geschickt, was sehr viel Spaß macht und die grundlegenden Funktionen eines Javelins erklärt. Letztere sind die Kampfanzüge, in die sich die Freelancer reinzwingen, um die Welt rund um Anthem zu beschützen bzw. zurückzuerobern. Außerdem wurde ein kleiner Teil der Story mit eingebaut, sodass es nicht langweilig ist.

Die Missionen bzw. die Story kann durch solo absolviert werden, aber spätestens für die Strongholds (Instanzen) sollte man dann das Matchmaking nutzen, was sehr stabil funktioniert und euch sehr flott mit anderen Spielern in eine Gruppe packt.

Im Social Spot “Fort Tarsis” befinden sich alle Questgeber, Händler und auch eine ganze Reihe Zivilisten, mit denen eine Interaktion möglich ist. Es dauert ein wenig, bis man sich hier zurechtfindet. Wir haben uns die ersten Stunden immer mal wieder verlaufen. Leider lassen sich NPCs nicht markieren. Da die Laufgeschwindigkeit in der Stadt sehr niedrig ist, rächt es sich schnell, falsch abgebogen zu sein. Vor allem muss man für die meisten Missionen zurück zur Schmiede, wo der Javelin parkt bzw gewartet wird.

Zu Beginn des Abenteuers findet man das noch schick, da sich Fort Tarsis durchaus sehen lassen kann, aber mit zunehmender Spielzeit fragt man sich, wozu man diesen Social Spot überhaupt eingebaut hat. Es hätte auch gereicht, die Händler aufzustellen und die Story-Missionen über das Menü zu triggern.

Anthem

Iron-Söldner

Die genannten Freelancer sind nichts anderes, als Söldner. Als solche werden sie engagiert und für ihre Jobs bezahlt. Dabei heuern uns die unterschiedlichen Fraktionen an und treiben natürlich auch die Main-Story voran. Mit und mit setzt sich das Puzzle zusammen. Obschon die Geschichte rund um Anthem wirklich nicht langweilig ist, wir haben an vielen Stellen auch immer wieder lachen müssen, bleibt sie doch ohne wirklichen Tiefgang. Da hätte man mehr rausholen können, zumal die Charaktere alle eine interessante Vergangenheit haben müssen. Da wurde viel Potential verschenkt.

Nach gut zwanzig Stunden ist man am Max-Level angekommen und konnte den Haupt-Plot abschließen. Setzt der Gamer auf Solo-Play, muss wesentlich mehr Spielzeit veranschlagt werden. Nun beginnt aber der Grind. Damit euer Javelin immer schick ausschaut, wenn er unterwegs ist, können in der Schmiede alle Teile in Muster und Farbe abgepasst werden. Dieses Feature ergibt unzählige Kombinationen und ihr könnt Ewigkeiten in der Schmiede verbringen. Außerdem bietet der Entwickler immer mal wieder komplett neue Rüstungsteile und Emotes zum Kauf an, was die Jäger und Sammler unter euch sicherlich triggern wird!

Koop-Action

Obschon Anthem auch komplett solo machbar ist, wurde das Game klar auf Multiplayer ausgelegt. An vielen Stellen bekommt man das auch zu spüren, weil man entweder schwer oder gar nicht wirklich weiterkommt. Stirbt man, muss man “No-Respawn-Zonen” komplett neu beginnen und das ist teils wirklich kein Zuckerschlecken. Zu dieser Tatsache gesellen sich viel zu lange Ladezeiten. Diese wurden mit und mit zwar verkürzt, fühlen sich aber weiterhin deutlich zu lang an.

Also suchen wir uns ein paar Mitspieler im Freundeskreis oder über das genannte Matchmaking, um uns den Missionen zu stellen. Diese bestehen in der Regel aus “Suchen, Finden, Beschützen, Befreien oder Vernichten” und bieten wider Erwarten genug Vielfalt, um nicht zu langweilig zu werden. Natürlich setzt ein gewisser Grind ein, aber Anthem bietet Vielfalt, die gefällt.

Nach Überstehen der Ladezeiten zeigt ein Marker die Missionsrichtung an und die Gruppe stürmt los. Wirklich suchen muss der Spieler seine Ziele also nicht. Anders verhält es sich im freien Spiel. Die Weltereignisse werden nicht angezeigt und spawnen nicht so regelmäßig, wie es uns gefallen hätte. Dafür landet jeder Freelancer an jeder Art Material, denn jede sammelbare Ressource sollte mitgenommen werden.

Ob beim Ballern oder auch Lösen der Rätsel, kommt in einer Gruppe deutlich mehr Spaß auf. Wir haben im Testzeitraum allerdings bereits nach wenigen Runden den integrierten Voicechat deaktiviert, da dort geflamt oder unterirdisch schlecht gesungen wurde.

Ein wenig nervig, aber auch schon per Patch angepasst, ist das Hinterher-Porten, wenn man in einer Mission selbst einmal hinterher hängt. Das resultiert in einem Ladebildschirm, der zwar nicht ganz so lang ist, aber dennoch stört.

Anthem

Loot & EP

Seine Beute sowie Erfahrungspunkte erhalten die Freelancer erst beim Beenden der Mission oder dem Verlassen des Freeplays. Es ist also erst möglich, sein Loadout zu verändern, hat man seinen Techniker an der Schmiede zur Verfügung. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass man bei einem Absturz jeglicher Art kein Loot verliert. Wir haben es dann nach einer weiteren erfolgreich abgeschlossenen Aufgabe zusätzlich erhalten. Also keine Panik, eure Legendaries sind immer in Sicherheit.

Crafting

Das Sammeln der Materialien, die in der Welt verteilt sind, ist recht wichtig, um craften zu können. Dafür werden Rezepte benötigt, die mit und mit automatisch gefunden oder freigespielt werden. Letztlich baut man sich aber eigentlich nur die hochwertigen Masterworks, um perfekt gerollte Perks zu bekommen. Die Rezepte werden freigeschaltet, wurde die jeweilige Challenge abgeschlossen. Diese lässt sich jederzeit im Menü einsehen.

Besser als die Demo

Hätten wir die Demos als Grundlage für einen Kauf genommen, so wären in unserer Redaktion vermutlich keine Anthem-Spieler aufzufinden gewesen. Sowohl auf dem PC als auch auf der PS4 war die Demo mehr Katastrophe denn Spielerlebnis. Abbrüche, Lags, Abstürze und Ladezeiten aus der Hölle waren da an der Tagesordnung. Die Releaseversion von Anthem war davon bereits Meilen entfernt und mit jedem Patch arbeitet BioWare hart an der Verbesserung seines Shooters.

Dass dann allerdings Konsolen bei manchen Usern zu Briefbescherern wurden, hat nochmal einen großen Vertrauensverlust bedeutet. Sony hatte zwischenzeitlich Käufern sogar eine Rückabwicklung angeboten. Diese Tatsache zeigt die Schwere des Bugs. Das lässt sich nicht verharmlosen oder schön reden. So auch ein Soundbug, der das Game bis zu einem Neustart gänzlich verstummen lässt. Besonders in unserem Stream hat uns dieser Fehler besonders hart getroffen. Zum einen muss man seine Geräusche dann selbst machen und zum anderen will man ja auch in einem Dungeon nicht unmittelbar neustarten, um dann kein Boss-Loot zu erhalten.

Lassen wir diese Probleme bzw. Fehler hinter uns, sind Sound und Musik ziemlich gut. Manchmal spielt letztere eher unpassende Songs, aber gut sind diese trotzdem.

Grafik-Suchtis belohnt Anthem mit top Qualität. Die Umgebungsdetails und das komplette Design der Welt” sind großartig, bieten auf lange Sicht aber relativ wenig Abwechslung.

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Die Klassen

Nach Abschluss des Tutorials mit dem Ranger darf sich der Spieler eine Klasse aussuchen, mit der er beginnen möchte. Zur Auswahl stehen, neben dem genannten Ranger, Storm, Interceptor und der Colossus. Im Verlaufe des Zockens werden alle Javelins freigeschaltet. Es entstehen keine Kosten. Dies hat man uns während des Streams tatsächlich öfter gefragt, weshalb wir es hier einmal explizit erwähnen wollen.

Ideal für Einsteiger ist der Ranger. Als Allrounder ist er weder außerordentlich stark noch bietet er seinen Gegnern effektive Schwächen. Wir selbst haben diese Klasse überwiegend gesteuert. Wer seine Gruppe krass gepanzert schützen möchte, wählt den Colossus. Obschon agiler, als zunächst gedacht, bewegt sich der Spieler mit diesem nicht ganz so flott von A nach B. Wer auf Geschwindigkeit und schnelle Nahkämpfe steht, sollte sich den Interceptor anschauen. Dieser dasht an die Feinde ran, zerfetzt sie mit tödlichen Attacken und ist schnell wieder weg. Storm attackiert die Gegner mit elementaren Angriffen. Im direkten Vergleich mit den anderen Javelins kann er länger fliegen, schwebt während der Kämpfe und ist somit sehr mobil in der Luft. Wo der Ulti einschlägt, wächst kein Gras mehr. Die absolute Eskalation ist vorprogrammiert.

Bei der Wahl der des Javelins muss letztlich jeder seine eigenen Vorlieben finden. Da alle Klassen freigeschaltet werden können, ist das auch kein wirkliches Problem. Die Story bleibt in jedem Fall identisch.

Ballerei vom Feinsten

Zu welcher Mission wir auch aufbrechen, es wird immer spektakulär geballert, geflogen, ausgewichen oder auch ein fetter Ulti gezündet. Manchmal wird es auch gerne mal etwas unübersichtlich, aber insgesamt machen die Gefechte großen Spaß.

Die Erfahrungspunkte setzen sich nicht nur aus Kills oder der Auftragserfüllung zusammen, sondern es werden sämtliche Aktivitäten wie Errungenschaften, Wiederbelebungen etc. mit eingerechnet. Natürlich verdankt der Spieler der Mission an sich den größten Batzen an EP.

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Endgame?

Nach Erreichen des Maxlevels und Beenden der Story ist Anthem nicht zu Ende. Strongholds lassen sich grinden und im Freeplay können Spieler World-Events suchen und abschließen. Außerdem können “kleine” Dungeons gefunden und betreten werden. Dort befinden sich einige Mobs sowie ein Elite als Boss.

Der höchste Schwierigkeitsgrad ist Grandmaster 3 (GM3) und kann in Strongholds eine richtige Herausforderung sein. Viel mehr bietet Anthem aktuell allerdings noch nicht. Item Drops sind absolut willkürlich. Nach 50 Stunden Spielzeit konnten wir ein Legendary erbeuten wo andere schon komplett legendär ausgestattet sind. Hinsichtlich der Loot-Problematik gab es bereits Anpassungen seitens BioWare.

Wirklich gutes Endgame sieht anders aus. Es macht zwar Spaß, durch die Welt zu fliegen und zu looten, aber eben nicht für einen längeren Zeitraum. Zu wenig Waffenvielfalt gepaart mit der sehr schlecht ausgewogenen Droprate von höherwertigen Items macht es dem Gamer schwer, am Ball bleiben zu wollen.

Besser als die Be.. äh Demo

Publisher und Entwickler haben sich keinen Gefallen mit Ihrem Vorabzugang getan. Viele Interessenten haben Abstand von einem Kauf genommen oder gar Vorbestellungen storniert. Zu diesem Zeitpunkt war die Steuerung mit Maus und Tastatur recht unausgewogen, unser Controller funktionierte schlicht gar nicht. Auf der PS4 hingegen klappte es zwar mit der Steuerung, aber Abstürze ließen uns nicht wirklich viel ausprobieren.

Zum Release haben wir unseren Controller nochmal an den PC angeschlossen und Anthem eine Chance gegeben. Wir wurden nicht enttäuscht und konnten erstmal gar nicht mehr aufhören. Ein paar Wochen hat Anthem unseren Stream dominiert.

Anthem hat noch mit einigen Problemen (Loot, Crashes, Bluescreens & Soundbug etc.) zu kämpfen, entwickelt sich aber mit und mit weiter. Dafür sind Steuerung und Fluggefühl so stark verbessert worden, dass man Anthem in Summe empfehlen kann. Primär haben wir im Test mit Controller gezockt und es nicht bereut. Da keine PvP-Inhalte vorhanden sind, muss man nicht zwingend auf die Maus zurückgreifen.

Was während unseres Testzeitraumes wirklich genervt hat, ist das bereits erwähnte Hinterher-Porten, wenn man in einer Mission zu weit zurückhängt. Das resultiert immer in einem Ladescreen. Zudem haut es den Spieler gnadenlos aus jeder Action raus. Der Port geschieht nach Ablauf eines Timers und nimmt keine Rücksicht auf das, was ihr gerade so macht.

Fazit

Viele Videospiele kommen heutzutage recht unfertig auf den Markt. Bei Anthem spürt der Spieler das allerdings recht hart. Von “normalen” Abstürzen bis hin zu gebrickten Konsolen ist hier alles dabei.

Grafisch ist Anthem durchaus ein Schmankerl, was der Frostbite-Engine zu verdanken ist. Die Musik ist ebenfalls klasse, wenn sie auch nicht immer auf die Situation passt. So erklingen etwa absolut theatralische Stücke, während wir eigentlich nur ein paar Trashmobs beschießen. Die Waffensounds ballern und die ultimativen Attacken fliegen den Feinden um die Ohren.

Alles in Allem macht Anthem richtig viel Spaß. Das Endgame hat noch ordentlich Potential und BioWare arbeitet nah an der Community, wenn deren Erwartungen auch nicht immer getroffen werden.

Wer ein solides Shooter-Erlebnis sucht, einmal Javelin-Pilot werden möchte und eine witzige Story erleben möchte, ist mit Anthem gut bedient.

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