Mortal Engines Review

[Review] Mortal Engines: Krieg der Städte (Blu-ray)

Mit Mortal Engines: Krieg der Städte steht eine weitere Verfilmung einer Buchvorlage auf dem Prüfstand. Der Film basiert auf dem gleichnamigen dystopischen Roman des britischen Autors Philip Reeve. Das verwenden erfolgreicher Romane, als Vorlage für Kinofilme ist ja nun seit fast 20 Jahren ein immer stärker aufkommendes Phänomen, das gefühlt mit Harry Potter begann und seit Die Tribute von Panem irgendwie zum Standard geworden ist. Dabei muss es sich mittlerweile auch nicht mehr nur um sehr bekannte oder mega erfolgreiche Geschichten handeln, nur interessant müssen sie sein, am besten etwas Neues bieten. Das ist im Grunde ja nicht schlecht, warum soll man sich nicht guter Vorlagen bedienen, statt zu versuchen etwas Neues zu entwickeln. Die spannende Frage hierbei bleibt halt immer was die verantwortlichen Filmemacher aus der Vorlage herausholen, bleiben Sie ihr treu, ändern sie viel, im schlimmsten Fall zum negativen. Der Film zum Buch hatte es noch nie wirklich leicht. Umso erfreulicher war es sicher für viele, als bekannt wurde das Peter Jackson an dem Projekt beteiligt ist. Hatte dieser doch mit den „Der Herr der Ringe“-Filmen vorgemacht, wie man eine wahnsinnig tolle Buchverfilmung hinbekommt. Er schrieb gemeinsam mit Fran Walsh und Philippa Boyens das Drehbuch zum Film, also genau das Team das auch schon bei besagten “Herr der Ringe“-Filmen zusammenarbeitete. Gleichzeitig trat Jackson auch als Produzent des Filmes in Erscheinung. Überraschenderweise führte er nicht Regie, das übernahm der mit einem Oscar prämierte Spezialeffekte-Künstler Christian Rivers (King Kong). Das Team von Weta Digital, unter der Leitung von Ken McGaugh, Kevin Smith, Luke Millar und Dennis Yoo, war für die visuellen Effekte verantwortlich. Klingt also vielversprechend, treibt aber sicher auch die Erwartungen etwas in die Höhe. Nun gilt es zu prüfen, ob diese erfüllt werden konnten.

Story

Die Erde ist seit Jahrhunderten völlig verwüstet. In der Regel ist der Mensch selbst dafür verantwortlich – Krieg, Naturkatastrophen, oder eine Seuche sind meist die Verursacher. In diesem Fall ist erstgenanntes der Grund. In nicht einmal einer vollen Stunde haben es die Kontrahenten des weltweit tobenden Konflikts geschafft alles zu vernichten. Dies ging als der sogenannte 60-Minuten-Krieg in die Geschichte ein. Die Ressourcen der Erde sind fast aufgebracht und es ist schwierig welche zu finden. Deshalb macht es wenig Sinn an einer Stelle zu verharren, da man selten Quellen findet die dies Rechtfertigen und zum anderen gibt es genug andere die es einem dann streitig machen wollen. Deswegen haben die Überlebenden ganze Städte in fahrende Festungen umgebaut. Dazu gibt es noch kleinere fahrende Siedlungen und Handelsposten, die die Einöden durchstreifen.

Mortal Engines Krieg der Städte

Raub und Assimilierung stehen an der Tagesordnung und sind ein beliebtes Mittel zur Sicherung des eigenen Überlebens geworden. In der Regel schluckt der größere den kleineren und so durchstreifen sogenannten Raubstädte die Kontinente auf der Suche nach lukrativer Beute. Eine dieser Raubstädte ist London, der aber das baldige Ende droht, da es kaum noch gelingt, ausreichend Ressourcen für den Erhalt und den Betrieb der Stadt aufzutreiben. Da man Europa so gut wie vollständig abgegrast hast, wurde ein neues Ziel ins Auge gefasst. Die Ressourcen einer in Asien gelegenen Zivilisation fester Siedlungen sollen die nächste Beute sein. Diese sind als Antitraktionisten-Liga im Kampf gegen die Raubstädte vereint und durch eine große Mauer geschützt, an der bereits andere fahrende Städte gescheitert sind. Die treibende Kraft hinter diesem Plan ist Thaddeus Valentine (Hugo Weaving), welcher schon seit Jahren auf der Suche nach Relikten aus der Alten Welt ist und der einen ganz besonderen Plan hat das Vorhaben erfolgreich umzusetzen.

Mortal Engines Krieg der Städte

Als sich eines Tages die junge Hester Shaw (Hera Hilmar) während eines Raubzuges nach London hineinschleicht und ein Attentat auf Valentine verübt, kommt jedoch seine Vergangenheit ans Licht und auch das hinter seinen Absichten noch viel mehr steckt. Der amtierende Leiter der Archäologengilde hat nämlich in der Vergangenheit schreckliche Dinge getan, um zu seiner einflussreichen Position zu kommen. Die Attentäterin entkommt und darum setzt er nun alles daran, die einzige Zeugin aus dieser vergangenen Zeit unschädlich zu machen. Dafür greift er auch zu extremsten Mitteln und befreit den Untoten Shrike (Stephen Lang) , der scheinbar selbst noch eine Rechnung mit Hester offen hat, und setzt ihn auf sie an.

Was dann folgt, ist eine Flucht vor dem gnadenlosen Häscher und gleichzeitig taucht eine noch viel größere Bedrohung am Horizont auf. Valentine plant nämlich die Reaktivierung einer mächtigen Waffe aus der alten Zeit. Für die Fertigstellung fehlen ihm nur noch wenige Komponenten. Darum setzen Freiheitskämpferin Anna (Jihae Kim) und ihr Team alles daran ihn aufzuhalten.

Mortal Engines Krieg der Städte

Die Geschichte fängt tatsächlich recht viel versprechend an und der Film beeindruckt schon früh mit ein paar recht bildgewaltigen Szenen. Man versucht als Zuschauer, sich in diese Interpretation einer zukünftigen Welt hineinzufinden, nimmt auch gespant die zahlreichen Hinweise auf die vergangene Welt auf. Doch schnell können sich hier die Mangelerscheinungen im Storykonstrukt auftun. Es wird immer von der Zeit vor dem 60-Minuten-Krieg gesprochen und wie es damals war. Viele Menschen scheinen sehr interessiert zu sein, was früher war, da ja scheinbar diese Zeit technologisch stark fortgeschritten war. Jedoch sind seit dem Jahrhunderte vergangen. Während einige der kleineren Städte schon den Eindruck erwecken, als wären sie von nachapokalyptischen Hobbyschraubern entworfen worden sind die größeren Städte hochkomplexe und aufwendige Konstruktionen. Wo diese gebaut wurden und wie diese entwickelt wurden, bleibt in der Dunkelheit verschollen. Dies und mehr sind aber die Fragen, die einem eher nach dem Film in den Sinn kommen. Während man den Film schaut, wird man eigentlich gut unterhalten und in einem recht rasanten Tempo wird das Geschehen vorgetragen. Hier kommt man aber zu einem weiteren Kritikpunkt, der auch wohl am schwersten wiegt. Trotz einer Laufzeit von 128 Min. wirkt der Film insgesamt etwas zu kurz. Der Fokus liegt so stark darauf, die eigentliche Handlung vorzutragen das so ziemlich alle Charaktere flach und blass bleiben. Gegenüber dem Buch wurde recht viel gekürzt und gestaucht. Und die Fraktion, die von London als Gegner auserkoren und als Ziel der machtvollen Waffe festgelegt wurden, die Antitraktionisten und freien Städte, kommen viel zu kurz. Es ist dem Zuschauer kaum möglich eine Beziehung zu diesen aufzubauen und sich irgendwie in die Situation hineinzuversetzen. Die zahlreichen Änderungen gegenüber der Buchvorlage, die ich jetzt nicht umfangreich aufzählen möchte, waren teilweise sicher sinnvoll und nötig um den Stoff für die Leinwand vernünftig zu adaptieren, einige waren aber auch unnötig und klar kontraproduktiv. Immerhin haben sich die Macher die Mühe gemacht, die 17 Jahre alte Buchvorlage in sofern neu zu interpretieren, das sie die Reliquien aus der alten Zeit aus unserer heutigen Gegenwart gewählt haben. Dies wäre nicht zwingend nötig gewesen, man fühlt sich als Zuschauer aber dann doch irgendwie mehr integriert.

Optisch und stilistisch ist der Film auf jeden Fall gelungen. Das teilweise neuartige und unverbrauchte Steampunk-Setting weiß zu gefallen und hat definitiv Potenzial. Mit einer erzählerischen Freiheit die man außer in Büchern eher aus Videospielen gewohnt ist, macht der Film aber grundsätzlich Spaß. Auch wenn es enorm viele Greenscreen-Szenen gibt und man das teilweise auch sieht, ist es schon sehr eindrucksvoll, was man geboten bekommt. Die Schauspieler machen auch einen ordentlichen Job, Hugo Weaving (Matrix, Herr der Ringe, V wie Vendetta) als Antagonist in Gestalt des machtbesessenen Thaddeus Valentine kann ebenso überzeugen, wie die nicht so bekannten Darsteller. Beispielsweise Robert Sheehan (Geostorm) als Museumsgehilfe Tom Natsworthy, Hera Hilmar als Hester Shaw, (Da Vinci’s Demons), oder Jihae Kim, die ihre Rolle als Anna Fang sehr cool interpretiert.

YouTube player

Bildqualität

Wo man sich bei der Story noch darüber streiten kann, ob einem das jetzt gefällt oder nicht – technisch ist die vorliegende Blu-ray, erste Sahne. Bildtechnisch spielt dieses Werk in der obersten Liga. Hier stimmt einfach alles: Die exzellente Bildschärfe, das perfekt wirkende Kontrastverhältnis und feinste Farbabstufungen werden hier geboten. Auch wenn man gelegentlich halt die Greenscreen-Szenen etwas auffälliger erkennt, so muss man dennoch anerkennen mit, wie viel Liebe zum Detail die Welt gestaltet wurde. Bei der Erstsichtung kann man das sehr schnell übersehen. Schaut man jedoch mal genauer hin, fällt schon auf das man sich sehr bemüht hat diese Zukunftsvision sehr ordentlich in Bilder zu fassen. Immerhin hierbei konnte man die Buchvorlage verhältnismäßig ordentlich übertragen. Auch die verschiedenen Fahrzeuge und Flugobjekt wurde individuell entworfen und bieten eine abwechslungsreiche Gestaltung. So wird auch optisch dargestellt, dass es keine Fabriken und Fließband-Herstellung mehr gibt. In diversen Szenen und beim späteren Finalkampf mit der Mega-Waffe gibt es kraftvolle Farbeffekte, die einfach nur für imposantes Kinofeeling sorgen.

Mortal Engines Krieg der Städte

Tonqualität

  • Deutsch Dolby Atmos (Dolby TrueHD 7.1)
  • Englisch Dolby Atmos (Dolby TrueHD 7.1)
  • Italienisch Dolby Digital Plus 7.1
  • Türkisch Dolby Digital 5.1

Ebenso wie beim Bild lässt auch der Ton keinen Grund zur Kritik aufkommen. Modernste Standards werden erfüllt und es röhrt nahezu dauerhaft aus allen Kanälen. Es bietet sich eine wunderbare Surround-Kulisse und immer wieder gibt es akustische Highlights, sei es eine mit Höchstgeschwindigkeit fahrende Stadt, ein vorbeifliegendes Luftschiff oder Explosionen. Der Subwoofer vor allem während der Kämpfe ordentlich was zu tun. Erfreulich ist die sehr gelungene deutsche Synchronisation mit der passend hochwertigen Tonspur. Sie liegt mit der englischen Originalspur auf einem (sehr hohen) Niveau. Das sind dann die Gelegenheiten die einem zeigen, wofür man ein feines Heimkino hat und wie wichtig guter Sound sein kann.

Mortal Engines Krieg der Städte

Extras

  • Das Ende der Alten (3:13 Min.)
  • Die Figuren (21:43 Min.)
  • Willkommen in London (26:19 Min.)
  • In der Luft (4:52 Min.)
  • Neuseeland filmen (3:52 Min.)
  • Filmkommentar mit Christian Rivers

Fazit

Die Erwartungen waren sehr hoch, zu hoch muss man letztendlich wohl sagen. Regisseur Christian River hat hier einen sehr unterhaltsamen Film abgeliefert, der im Nachgang aber schnell verblasst. Die rasante Erzählweise sorgt zwar dafür, das keine Langeweile aufkommt, lässt aber dafür wiederum zu wenig Zeit für umfangreiche Charaktereinführungen und ein wenig Hintergrunderzählungen. Möglicherweise war es ein entscheidender Faktor, das Peter Jackson nur als Produzent tätig war und nicht selbst auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Eines der größten Probleme des Films ist dabei wohl die Laufzeit. Mit etwa 128 Minuten ist diese zwar auf den ersten Blick nicht auffällig kurz, stellt sich aber am Ende als zu knapp heraus um der Buchvorlage wirklich gerecht zu werden. In den 90ern war es in dieser Form Gang und gebe, der Film läuft eine Viertelstunde, zwei Personen begegnen sich, haben gewollt oder zwangsläufig das gleiche Ziel, tun sich zusammen und würden kurz vor dem Endkampf, als irgendwann nach 70 oder 80 Minuten für einander sterben, oder sind bis dahin unsterblich ineinander verliebt. Hat früher super funktioniert, je nach Genre gab es dabei noch ein paar flotte Sprüche, fertig war das Popcorn-Kino. Heutzutage sind wir das anders gewohnt und es wird auch anders erwartet. Da der Film zum desaströsen Kinoflop wurde, ist es fraglich ob wir mit einer oder mehreren Fortsetzungen rechnen dürfen. Philip Reeve hat immerhin vier Bücher als Vorlage geliefert und Potenzial ist ja durchaus vorhanden.

 

 

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