Sniper Ghost Warrior Contracts 2

[Review] Sniper Warrior Contracts 2

Mit Sniper Ghost Warrior Contracts 2 präsentiert uns CI Games den Nachfolger von Sniper Ghost Warrior Contracts. Ja gut, der Name lässt da auch relativ wenig Raum für Interpretation und kommt direkt zum Punkt. Schnörkellos und unverblümt, genauso will sich der Titel auch präsentieren, denn wie schon beim Vorgänger steht hier auch wieder die Rückkehr zu den Wurzeln der Reihe weiter im Fokus. Nicht das die Entwicklung der Reihe, immerhin über fünf Spiele hinweg, uns einige interessante Ansätze und Varianten bot, teilweise auch mit erhöhtem Action-Anteil. Aber der Kurs geht ganz klar wieder in Richtung Sniper-Simulation und wird hier fortgesetzt.
Nach einem Briefing, das einem die Motivation und Beweggründe des zu verkörpernden Snipers näherbringt und einer Tutorial-Mission, die einem die Grundlagen des Scharfschießens beibringt, streift man durch die Wüste von Kuamar und schleicht sich zur ersten Übersichtsposition. Hier verbringt man einige Zeit damit das Areal auszukundschaften und sich einen Überblick zu verschaffen. Natürlich werden auch Feindstärke- und Bewegung kritisch beäugt. Hier merkt man recht schnell das die Entwickler ein wenig das Tempo rausgenommen haben und das eine gute Planung das A und O ist und maßgeblich über gelingen oder scheitern einer Mission entscheidet. Abhängig von der bevorzugten Vorgehensweise dauert es auch einige Zeit bis der Erste Kill erfolgt. Sinnbildlich ist dann auch folgende Szene – man sitzt auf einer Klippe und überblickt einen Containerhafen in etwa einem Kilometer Entfernung. Man keinen Fuß auf das Gelände deses Hafens setzen, aber unsere Anwesenheit wird dort definitiv zur Kenntnis genommen…

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Die Entwickler von CI Games wissen ganz genau, worauf es ankommt und Sniper Ghost Warrior Contracts 2 liefert es mit einer ruhigen Selbstverständlichkeit. Als Spieler schlüpft man in die Rolle von Raven, einem knallharten Auftragskiller, der in den nahöstlichen Staat Kuamar geschickt wird, um einen drohenden Krieg zu verhindern. Das primäre Ziel ist Bibi Rashida, Kuamars De-facto-Staatsoberhaupt, deren Mann, der ehemalige Präsident, im Auftrag eines Nachbarstaates ermordet wurde. Rashidas geplante militärische Reaktion droht die Region zu destabilisieren, die Ölpreise in die Höhe zu treiben und dadurch auch westlichen Volkswirtschaften in eine Krise zu stürzen. Nun ist es Ravens Aufgabe, das Regime zu sabotieren und zu untergraben, indem Rashidas wichtigste Gefolgsleute ausgeschaltet werden. Dazu zählen beispielsweise einige abtrünnige Hacker und in Ungnade gefallene SAS-Soldaten. Letztendlich steht aber auch Rashida selbst auf der Liste der zu eliminierenden Personen.
Das Vorhaben, Rashidas Regime zu stürzen, ist auf fünf Missionen verteilt. Das mag zuerst nicht nach viel klingen, aber die Missionen und Operationsgebiete von Contracts 2 sind wirklich riesig. Sie sind sogar so weitläufig, dass sie im Spiel als “Regionen” bezeichnet werden, was durchaus eine treffende Bezeichnung ist. Jede Region ist ein riesiges Areal, mit sehr wechselhaftem und vielfältigem Gelände, das mehrere Ziele umfasst und verschiedene Wege bietet. Einige Orte, die man aufsucht, wie z. B. eine riesige mittelalterliche Burg, die sowohl einen inneren als auch einen äußeren Festungsbereich hat, würde in vielen anderen Spielen den gesamten Level ausmachen.
Bei den Missionen in Contracts 2 werden zwei unterschiedliche Kategorien geboten Bei den “Klassischen” Aufträgen handelt es sich um bekannte Infiltrationsaufgaben, bei denen man eine Kombination aus Snipern und Schleichen anwenden muss, sich also physisch in Gebiete einschleicht, um feindliche Ziele zu ermorden und gegnerische Ausrüstung zu sabotieren. Neu in Contracts 2 sind die sogenannten “Long Shot”-Aufträge. Bei dieser Art von Aufträgen muss man sich durch feindliche Patrouillen hindurchschleichen, um bestimmte Aussichtspunkte zu erreichen, von denen aus man ausgewählte Ziele über weite Entfernung ausspähen kann. Dabei geht es nicht einfach darum, das Ziel zu lokalisieren, es auszuschalten und dann einfach zu verschwinden: Jedes Fernziel ist ein ausgeklügeltes Scharfschützen-Puzzle, bei dem man die ganze Palette an Scharfschützen-Fähigkeiten einsetzen muss, um sowohl Feinde als auch die Umgebung zu manipulieren.

Sniper Ghost Warrior Contracts 2

Spoilerfrei erklärt heißt dies beispielsweise, dass man ein in einem Gebäude befindliches Hauptziel irgendwie ins Freie locken muss, um dieses ausschalten zu können. Hierbei ist dann zum einen Kreativität gefragt, zum anderen aber auch Fingerspitzengefühl. Denn erst muss man sich gut überlegen, was man denn anstellen kann, um das Ziel hervorzulocken, gleichzeitig will man es aber auch nicht verschrecken, so das es eventuell die Flucht ergreift. Da hier in den meisten Fällen mehrere Aktionen verkettet werden müssen, bleibt es bis zum finalen Schuss spannend. Hierdurch merkt man aber auch ganz klar, wo CI Games hin wollte. Es geht hier nicht einfach nur darum, aus der Entfernung wild herumzuballern und tolle Trickschüsse zu zeigen. Hier geht es ganz klar um Herausforderungen, verschiedene Lösungswege und damit auch um einen gewissen Wiederspielwert. Ein wenig erinnert dieses Konzept natürlich auch an die neue Hitman-Trilogie, man geht also klar weg von brachialer Action und auch von einer Open World in der man stur reihenweise Aufgaben abgrast.

Wenn man Aufgaben und Herausforderungen erfolgreich besteht, erhält man (zusätzliches) Einkommen, das in neue Waffen, Mods und Gadgets investiert werden kann. In diesem Punkt ist ganz klar die Entwicklung der Reihe in den vergangenen Jahren zu erkennen, aber er unterstreicht auch die vielfältigen Möglichkeiten die sich bieten. Durch eben diese Vielfalt und durch die Mischung aus klassischen Aufträgen und Long-Shot-Missionen bekommt das Gameplay die notwendige Abwechslung, um nicht eintönig zu werden. Das funktioniert, weil sich die Herausforderungen in jedem Missionstyp sehr unterschiedlich anfühlen und man seine Taktik und Ausrüstung entsprechend anpassen muss.

Sniper Ghost Warrior Contracts 2

Scharfschützengewehre mit großer Reichweite können zum Beispiel nicht mit einem Schalldämpfer versehen werden, also ist es ratsam, andere Waffen und Ausrüstung zu verwenden, um mit Wachpatrouillen fertig zu werden. Zumal es hier sicherlich auch zu kämpfen auf Nahdistanz kommt, was ein weiterer Punkt ist, den es zu berücksichtigen gilt. Man kann sich auch nicht uneingeschränkt überall durchschleichen, da sich alle in der Nähe befindlichen Wachen, auf einen stürzen, sobald man mit großem Kaliber den ersten Schuss abgegeben hat. Andererseits können leichte Scharfschützengewehre, die in klassischen Aufträgen verwendet werden, schallgedämpft werden, was einem etwas mehr Flexibilität beim Einsatz gibt. Dafür befindet man sich aber auch in feindlichem Gebiet inmitten von gegnerischen Einheiten, was bedeutet, dass man jederzeit anfällig ist für Angriffe.
Sniper Ghost Warrior Contracts 2 kann beide Aspekte sehr gut bedienen. Das Snipern fühlt sich authentisch an und kann so einfach oder schwierig eingestellt werden, wie man es bevorzugt. Und optisch ist das Spiel auch auf hohem Niveau, Umgebungen und Waffen sind sehr detailliert, die Animation flüssig. Die weitläufigen Außenbereiche können sich wirklich sehen lassen. Die Entwickler setzten für die Umsetzung übrigens auf die CryEngine. Die überzeugende Präsentation erstreckt sich auch auf den Text und die Sprachausgabe. Wachen die sich auf ihren Patrouillen über alltägliche Dinge unterhalten, oder auch mal eine leicht witzige Konversation führen.

Sniper Ghost Warrior Contracts 2

Ein paar kleine kritische Anmerkungen gibt es aber trotzdem, die sich ein wenig durch die Ghost Warrior-Spiele ziehen, man könnte, als fast sagen historisch gewachsen sind. Beim Speichersystem wäre ein wenig mehr Freiheit bzw. ein einfaches Schnellspeichern sehr angenehm gewesen. Klar, Herausforderung, Ausprobieren, Wiederspielwert, alles klar. Aber es ist wirklich etwas kritisch, das man nicht Speichern kann, sobald man sich in der Nähe von Feinden befindet. Oder man sich in einem Kampf befindet. Hierdurch kann es manchmal schon zu kleinere Frust-Situationen kommen, die auch ein wenig die Experimentierfreudigkeit torpedieren. Dazu kommt eine Gegner-KI, die etwas unberechenbar daherkommt. Klar, an sich ist das gut, da auch dies authentisch wirken kann und auch wiederum für eine gewisse Herausforderung sorgen könnte. Allerdings müsste sie dazu dann auch ein wenig mehr Abstufungen haben und skalieren können. Wir bekommen es aber lediglich mit zwei arten von Gegnern zu tun, auf der einen Seite die „Ahnungslosen“, auf der anderen Seite die „Ich weiß, das du da bist und ich höre deinen Herzschlag aus 200 m Entfernung“-Fraktion, die dann meist auch noch im Rudel auftritt. Diese beiden Faktoren sorgen dafür, das man vielen Situationen mit einer etwas zu hohen Anspannung entgegentritt und man sich entweder zu wenig traut, oder sich etwas traut und dafür gnadenlos bestraft wird. Kritische Situationen bekommt man selten noch irgendwie unter Kontrolle. Da gibt es keine Möglichkeit sich für eine Minute im Gebüsch zu verstecken und die Gegner ziehen dann wieder ihres Weges. Wenn sie einmal dampft, die Kakka, dann ist Armageddon. Augen zu und durch, oder noch mal versuchen?

Sniper Contracts 2

Fazit

Von diesen kleinen Problemen und dem Umstand das die Story natürlich nicht oscarreif ist abgesehen, ist Sniper Ghost Warrior Contracts 2 wirklich gelungen und konnte sich gegenüber dem Vorgänger steigern. Tolle Ansätze im Spieldesign, fantastische Karten, großartiges Snipern, toll konzipierte Aufträge, das macht richtig Spaß.

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